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7. bis 9. Dez. - Machet die Tore weit...

... also die Tür auf halt. Auch wenn es nicht mehr finster war und es heutzutage bei uns wohl nirgendwo zu keiner Zeit mehr stad ist, kalt war es draußt dennoch. ... aber es war unsere Schuld, dass die Tür noch zu war, wir waren früher als ausgemacht vor der Kirche in Kirchberg :)

Ein intensives Wochenende liegt fast hinter uns am heutigen, zweiten Adventsonntag: Die Rorate am Freitag hat unseren bunten Adventreigen eröffnet.

Jetzt ist es ja schon ein erhebendes Gefühl einen Sechs-Uhr-Adventgottesdienst  mitzufeiern - selber aber einen musikalisch gestalten zu dürfen, ist noch einmal etwas ganz Besonderes. Die mystische Stimmung im Kerzenschein, den der Pfarrer Bernhard dabei haben will, ein Advent-Choral zu Beginn, eine ganze Schar von Ministranten, die - sichtlich unausgeschlafen, aber eifrig und staunend - ihren Dienst versehen, eine eigentlich volle Kirche, wochentags um die Tageszeit; Is finster draußt, is kalt und stad? So viele unterschiedliche Menschen, die sich aus vielen, verschiedenen Richtungen und Leben hier zu einer halben Stunde Morgenandacht treffen und innehalten bevor jeder wieder in eine andere Richtung weg- und seinen Geschäften oder Beschäftigungen nachgeht. Das Heil der Welt, mach auf, wann's kimmt! Es ist fast, als würden sich die Lebenswege dieser Menschen hier fokussieren und verdichten, fast, als würden die Lebenswege in ihrer Horizontalität innehalten und für eine halbe Stunde lang senkrecht werden, sich gemeinsam öffnen für etwas, das nicht richtig greifbar, aber anders und elementarer ist, als das, was wir Menschen an anderen Tagen um diese Zeit tun und denken würden. Tua auf, wann's klopft, tua auf! Dann geht man weg und arbeiten wie immer, aber es ist anders als sonst. Freundlicher, zugleich feierlicher, jedenfalls besser als sonst :))

Für uns war der Tag nicht nur früh sondern auch lang, Elternsprechtag für Karin, langer Dienst für mich, am Abend noch Probieren für die nächsten Events - an solchen Tagen muss man schauen, dass der eine Tag noch rechtzeitig aufhört, damit der nächste anfangen kann.

Doch der nächste Tag begann natürlich, Samstag, Marienfeiertag im Advent:

Die Idee zum Gottesdienst mit Konzertmusik kam vom Pfarrer Bernhard, wir haben sie gerne aufgegriffen. Wir durften die Abendmesse in St. Margarethen und die Sonntagsmesse in Kirchberg umrahmen; da der Samstag als 8. Dezember ein Marienfeiertag ist, war sogar das Programm an beiden Tagen unterschiedlich. Karin erfreute die Messbesucher mit Teilen des Magnifikats von J. S. Bach, Musik von Vivaldi und einem Ave Maria von Josef Rheinberger, gemeinsam mit Martin Prettenhofer, inzwischen bei uns unter dem Namen Klaviermartin bekannt, der zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit ist, mit uns Musik zu machen. Hochstimmung am frühen Abend, und zum Schluss Sechs geistliche Lieder, Gedichte, die C. F. Gellert geschrieben hat, vertont von Ludwig Beethoven. Wir haben sie noch bis vor einem Jahr nicht gekannt, uns haben sie aber bald in den Bann gezogen. Für uns alle drei herausfordernd, aber immer lohnend, offensichtlich auch für die Zuhörer ;) 

So endete der Samstag recht feierlich, und dann ist es heute, und noch einmal dürfen wir im Anschluss an den Gottesdienst die Beethovenlieder vortragen, diesmal eben in Kirchberg.

Dieser Anblick bot sich uns, als wir in Richtung Kirche aufbrechen wollten: Dort wo es so ganz besonders rot und nach Weltuntergang ausschaut, liegt Kirchberg. Nachdem wir aber inzwischen ausreichend Gottvertrauen besitzen (siehe "Wie hoch liegt Osterwitz?"), sind wir unerschrocken aufgebrochen, und siehe da, fünf Kilometer später hat sich der Weltuntergang verzogen:

Ein strahlender 2. Adventsonntagmorgen empfängt uns in Kirchberg. Die Mesnerin eilt schon bald über den Hügel herauf (wie schon gesagt, wir sind - wohl beunruhigt ob des Bildes, das sich uns von zu Hause aus bot - etwas überstürzt aufgebrochen und waren zu früh da) und wir freuen uns auf die warme Kirche. Karin wird singen "Sei stille dem Herrn" (Mendelssohn) und "Jesu komm in meine Seele" (Teleman) und die Mesnerin hofft, dass die Adventkranzkerzen nicht auf uns herunterfallen, weil sie ein bisserl schief stehen. Der Pfarrer Alois hält die Messe, ist freundlich und lustig wie immer, und wir verfolgen die Messfeier aus nächster Nähe im Altarraum mit. Auch sehr schön! Die Marlene Matz, die gestern Abend noch mitgesungen hat, ist heute leider krank, aber Tobias und Simone Tieber und unsere Melissa singen eifrig mit. So wird der Weltuntergang verschoben, und die Sechs geistlichen Lieder finden auch in Kirchberg offene Herzen.. :)

(Für alle, die sich jetzt fragen, was der Georg dabei getan hat: Erstens muss ja irgendwer die Fotos machen. Zweitens kann man über Events nur authentisch berichten, wenn man dabeigewesen ist. Drittens hat natürlich auch der Georg musiziert :) Zum Beispiel haben wir schon in der Rorate, aber auch in Kirchberg zur Kommunion "Machet die Tore weit" gesungen, ein Duett mit Klavierbegleitung, geschrieben von Heinrich Grimm, im 16. Jhdt. geboren wie Heinrich Schütz und somit ganz alte Musik und damit ganz unser Geschmack. Aber auch eine Rorate ohne Gitarre wäre etwas Eigenartiges - wir haben also an diesem Wochenende viele Lieder gemeinsam musiziert, die Jungen Sängerinnen und Sänger waren ja auch mit.)


Und dann? Dann lädt uns der Pfarrer Alois noch auf einen kleinen Spaziergang ein. Wir finden Enzian und wilden Wein und sogar einen Hasen sehen wir ;))

Und dann liegt ein intensives Wochenende plötzlich hinter uns, wir sind reicher an Bekanntschaften und Erfahrungen, an Musik und Stimmungsbildern und jeder geht wieder seiner Wege. Aber anders halt, besser als vorher.

So kosten wir immer wieder vom süßen Tau, der vom Himmel tropft, in der Musik...

 

(: Georg :)

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